Lehrstuhlspecial: Der Lehrstuhl für elektronische Bauelemente (LEB)

Jörg Schulze vom LEB (Bild: Schulze)
Jörg Schulze vom LEB (Bild: Schulze)

In unserem Lehrstuhlspecial stellen wir in jeder Ausgabe unseres Newsletters einen der Lehrstühle unseres Departments und den jeweiligen Lehrstuhlinhaber vor. Zum Sommerbeginn besuchen wir Prof. Jörg Schulze am Lehrstuhl für elektronische Bauelemente für ein Interview.

 

Kurzinfo:

Name: Jörg Schulze

Lehrstuhl: Lehrstuhl für elektronische Bauelemente

Forschungsgebiet: Halbleitermaterialsynthese & Prozesstechnologie, Quantentechnologie, Photonik, Nano-CMOS- & Bipolartechnik, Leistungshalbleiterbauelemente und flexible Elektronik

 

Lieber Herr Schulze, könnten Sie uns etwas über sich erzählen? Wie sind Sie zur Elektrotechnik und ganz besonders zu Ihrem Themengebiet gekommen?

Ich habe zunächst Physik mit Nebenfach Genetik an der TU „Carolo Wilhelmina“ zu Braunschweig studiert und an der Universität der Bundeswehr München meine Promotion und Habilitation zu Festkörperphysik und -elektronik bzw. Mikro- und Nanoelektronik gemacht. Nach einer Zeit bei Siemens Corporate Technology in München kam ich als Inhaber des Lehrstuhls für Halbleitertechnik und Leiter des gleichnamigen Instituts an die Universität Stuttgart. 2021 wurde ich auf den Lehrstuhl für Elektronische Bauelemente (LEB) der FAU berufen. Diesen habe ich seit September 2021 inne. Gleichzeitig wurde ich zum Leiter des assoziierten Fraunhofer-Instituts für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie IISB ernannt.

Was mich fasziniert? Halbleitertechnik ist handwerkgewordene Quantenmechanik. Und die Quantenmechanik fasziniert mich seit dem Studium. Jörg Schulze

Während meiner Promotion habe ich mich mit einem neuartigen Tunneltransistor beschäftigt, der inzwischen den Sprung auf die Internationale Technologieroadmap der Halbleiterindustrie (ITRS) geschafft hat. Seitdem hat mich das nicht mehr losgelassen.

 

Zum Lehrstuhl für elektronische Bauelemente – es gibt ihn seit 1985, ist das richtig?

Zum ersten Lehrstuhlinhaber wurde im März 1985 Prof. Heiner Ryssel berufen, ihm folgte 2008 Prof. Lothar Frey. Nach der kommissarischen Leitung des Lehrstuhls durch Prof. Martin März von 2018 bis 2021 übernahm ich im September 2021. Alle unsere Studentinnen und Studenten mitgerechnet sind wir am LEB gegenwärtig knapp 50, die gemeinsam arbeiten, forschen und studieren.

 

Wie muss man sich denn den Arbeitsalltag eines Lehrstuhlinhabers vorstellen?

Da ich auch noch das IISB leite, ist mein Tag i.d.R. sehr arbeitsintensiv, aber sehr abwechslungsreich: Führungsaufgaben, Lehr- und Mentorentätigkeit, F&E-Koordination und -Antragstellung, Organisationsentwicklung, ich bin Ansprechpartner für unsere (lokale) Industrie, F&E-Partner, Ministerien (Politik) und Presse, … . Und dann arbeite ich auch noch an Lehr- und Ausbildungskonzepten (µe-bauhaus erlangen-nürnberg), forsche an Halbleiterbauelementen und setze mein inzwischen 25-jähriges Halbleiterstudium fort, denn ich weiß immer noch nicht alles. (lacht)

 

Welche Forschungsthemen sind denn besonders prominent am Lehrstuhl vertreten?

Unsere Forschungsthematik findet man im Alltag überall dort, wo Halbleiterchips eingebaut sind. Also fast überall (lacht). Wir arbeiten gerade mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Physik an einem Sonderforschungsbereich (SFB) rund um das Halbleitermaterial Siliziumkarbid. In Zusammenarbeit mit dem IISB sind wir an den großen Initiativen zu halbleiterbasierten Quantentechnologien beteiligt.

In der „AG Schulze“ beschäftigen wir uns mit Halbleitermaterialsynthese & Prozesstechnologie, Quantentechnologie, Photonik, Nano-CMOS- & Bipolartechnik, Leistungshalbleiterbauelemente und flexible Elektronik.

In der „AG Schimmel“ – unsere Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe von Frau Dr. Saskia Schimmel – beschäftigen wir uns mit nitridischen Halbleitermaterialien.

 

Zu welchem Zeitpunkt im Studium kommt man denn mit dem Lehrstuhl in Kontakt? Und welche Studiengänge sind besonders häufig am Lehrstuhl vertreten?

Besonders häufig haben wir Studierende aus den Studiengängen Elektrotechnik, Mechatronik und der Nanotechnologie.

Die erste Begegnung mit dem LEB hat man meist über die Vorlesung „Halbleiterbauelemente“ (HBE) im 3. Semester des BS-Studiums. Danach geht es im Schwerpunkt „Mikroelektronik“ ab dem 4. bzw. 5. BS-Semester weiter. Hier beginnen die Vorlesungszyklen zur Halbleitertechnik und Halbleitertechnologie. Im Masterstudium geht es dann mit dem Quantenelektronikzyklus weiter. Wir haben aber auch ein reichhaltiges Seminar- und Praktikumsangebot im Bachelor- bzw. Masterstudium.

 

Lieber Herr Schulze, vielen Dank für das spannende Interview!