Lehrstuhl-Special: Der Lehrstuhl für Autonome Systeme und Mechatronik (ASM)

Prof. Philipp Beckerle
Prof. Philipp Beckerle (Bild: FAU)

In unserem Lehrstuhlspecial stellen wir in jeder Ausgabe unseres Newsletters einen der Lehrstühle unseres Departments und den jeweiligen Lehrstuhlinhaber vor. Weiter geht es in unserer Reihe mit dem Lehrstuhl für Autonome Systeme und Prof. Philipp Beckerle.

 

Kurzinfo:

Name: Philipp Beckerle

Lehrstuhl: Lehrstuhl für Autonome Systeme und Mechatronik (ASM)

Forschungsgebiet: Robotik

 

Herr Beckerle, Ihr Forschungsgebiet ist die Robotik und dabei ganz besonders die Mensch-Maschine Interaktion. Was genau fasziniert Sie an diesem Thema?

Philipp Beckerle: Während meiner wissenschaftlichen Laufbahn habe ich festgestellt, wie vielfältig, kompliziert und somit spannend die Interaktion von Menschen und Maschinen ist. Wenn wir Mensch-Maschine-Systeme erforschen, können wir dabei zum einen viel über uns selbst lernen, zum anderen aber auch die Technik von Morgen besser für die Nutzenden gestalten. Die EEI ist eine wirklich gute technische Basis, aber meine Arbeit geht inzwischen weit darüber hinaus und lebt vom Austausch mit anderen Disziplinen.

 

Was waren Ihre wissenschaftlichen Stationen, bevor Sie an die FAU kamen?

Philipp Beckerle: Ich habe an der TU Darmstadt ein Maschinenbaustudium gestartet, bin aber früh zur Mechatronik gewechselt. Dadurch war ich schon immer zwischen Elektrotechnik und Maschinenbau unterwegs. Für zusätzliche Abwechslung sorgte der interdisziplinäre Studienschwerpunkt Biotechnik, durch den ich letztlich auch zur Robotik fand.

In Darmstadt habe ich nach der Diplomarbeit in der Elektrotechnik am Institut für Mechatronische Systeme im Maschinenbau promoviert und anschließend ebenfalls dort eine Nachwuchsgruppe geleitet. Während dieser Zeit habe ich zudem als Gastwissenschaftler an der VUB in Brüssel, der ASU nahe Phoenix und der Universität Siena geforscht. Danach ging es weiter an TU Dortmund und zurück in die Elektrotechnik. Dort war ich Juniorprofessor für Elastische Leichtbaurobotik bis ich nach Erlangen kam.

 

Den Lehrstuhl für Autonome Systeme und Mechatronik gibt es in der Form ja erst, seitdem Sie hier an der FAU sind. Ist das so richtig?

Philipp Beckerle: Die EEI hatte den Lehrstuhl mit einem sehr interessanten Profil ausgeschrieben. Ich konnte mich noch vor Ausbruch der Pandemie vorstellen und mir die FAU ein wenig ansehen. Wirklich los ging es dann im Januar 2021, wobei ich mich an sehr vielen Stellen über offene Türen gefreut habe.

Wir bauen an einigen Stellen auf die Historie des Lehrstuhls für Sensorik auf, den mein Vorgänger Prof. Reinhard Lerch geführt hat. Fotos aus der Anfangszeit des Vorgängerlehrstuhls hängen heute noch in meinem Büro. Aktuell sind wir 2 Postdocs, 6 Promovierende, ein Techniker und eine Teamassistentin. Im technischen Bereich steht die nächste Erweiterung des Teams an. Vor allem im wissenschaftlichen Bereich wollen wir noch weiterwachsen. Darüber hinaus zählen natürlich auch die vielen Studierenden zum Team, die uns als Hilfskräfte dabei unterstützen, dass in Forschung und Lehre alles rund läuft.

 

Wie darf man sich den Alltag eines Lehrstuhlinhabers denn so vorstellen?

Philipp Beckerle: Der ist auf jeden Fall sehr abwechslungsreich: In Forschung, Lehre und Administration gibt es immer viel zu tun. Meistens sieht mein Kalender am Abend ein bisschen anders aus als am Morgen, weil spontan Themen aufkommen, die zwischendurch erledigt werden wollen. Wichtig ist mir,  Zeit für mein Team und auch die Studierenden zu haben und greifbar zu sein, da wir dann gemeinsam bessere Arbeit leisten können.

Wenn wir Mensch-Maschine-Systeme erforschen, können wir dabei zum einen viel über uns selbst lernen, zum anderen aber auch die Technik von Morgen besser für die Nutzenden gestalten.

Philipp Beckerle

 

 

Was sind denn die Forschungsschwerpunkte am Lehrstuhl?

Philipp Beckerle: Wir beschäftigen uns allgemein mit mechatronischen und robotischen Systemen, die eng mit Menschen zusammenwirken und -arbeiten. Hierbei interessieren uns technische Fragen zum Entwurf der Komponenten, der Regelung und dem System als Ganzen, aber auch mensch-zentrierte Aspekte. Letztere gehen wir mit humanwissenschaftlichen Methoden an (z.B. aus der Biomechanik oder der Psychologie), um die Anforderungen und Wünsche der Nutzenden zu verstehen. Damit versuchen wir, eine durchgängige Einbindung der Nutzenden in technische Entwicklungsprozesse zu ermöglichen und gute Lösungen für die Mensch-Maschine-Interaktion zu finden.

Unser Forschungsbereich findet sich praktisch überall im Alltag, wo Menschen eng mit Technik zusammenkommen. Ich denke, uns allen dürften Beispiele einfallen, wo Interaktion gut oder schlecht funktioniert. Egal ob beim Smartphone oder dem Rasenmäherroboter. Künftig rechne ich damit, dass solche Kontakte immer mehr vorkommen und somit die Fragestellungen immer präsenter werden. Sehr plakativ sind Anwendungen in der Prothetik, wo ein Körperteil durch ein robotisches System ersetzt werden soll.

 

Zum Abschluss noch eine Frage: nehmen wir an, Studierende oder Studieninteressierte lesen dieses Interview und wollen mehr über dieses Forschungsgebiet erfahren. Wo und wie kommt man denn mit den Lehrveranstaltungen des ASM in Kontakt?

Philipp Beckerle: Reges Interesse freut uns natürlich! Und ich kann auch gar keinen speziellen Studiengang nennen. Neben EEI-Studierenden kommen viele Teilnehmende aus Mechatronik, Medizintechnik und Computational Engineering. Grundsätzlich sind alle willkommen, die Spaß an interdisziplinären Themen haben. Deshalb haben wir unsere Module kürzlich auch in den neuen AI und Data Science Studiengängen platziert und gestalten aktiv neue Studienformate mit.

Aber wenn wir den Studiengang EEI als Beispiel nehmen: da sind wir recht durchgängig vertreten. Das geht mit den Grundlagen der Elektrotechnik 3 im dritten Semester los. Erster Kontakt mit unseren Kernthemen kommt dann in Mechatronic Components and Systems sowie Sensorik zu Stande. In unseren Vertiefungsveranstaltungen gehen dann wirklich detailliert auf die Themen ein, die wir auch in der Forschung vertreten.

 

Lieber Herr Beckerle, vielen Dank für den spannenden Einblick und herzlichen Dank für das Interview!

 

 

Ok, you’re right: we were not the first ones to interview Prof. Beckerle. If you are looking for an interview in English, please feel free to watch the video from the FAU „Who is …?“-series: